CDU Steinen - Kleines Wiesental

Sackgasse Landwirtschaft?

Im Rahmen ihrer „Süddeutschland-Tour“ besuchte CDU-Partei-Vize Sylvia auf Einladung der CDU Steinen-Höllstein den innovativen Landwirtschaftsbetrieb der Familie Glaser in Hägelberg.

Dort steht auch die einzige Biogasanlage im Landkreis Lörrach. Und es gärt gerade heftig in der Landwirtschaft. Traditionell galt die CDU als verlässlicher politischer Partner der Landwirte. Derzeit häufen sich allerdings die kritischen Stimmen, denn viele Landwirte fühlen sich von der jetzigen Politik zunehmend allein gelassen. Euro-Bürokratismus, Düngemittelverordnung, Agrar-Paket und Klima-Steuern sind zu Reizthemen geworden. Deshalb fürchten die kleineren und mittleren Betriebe schon das wirtschaftliche Aus und so mancher Bauernfunktionär deutet an, dass nur noch Großagrarbetriebe die Ernährung unseres Landes zukünftig sichern werden. Besonders junge Landwirte kehren der CDU zurzeit den Rücken, weil sie in ihrem Beruf durch die gegenwärtige politische Situation keine Zukunft mehr sehen.

Was früher ein honoriger Wahlkampfbesuch für die kommenden Land- und Bundestagswahlen gewesen wäre, gerät heutzutage zur harten politischen Bewährungsprobe, was sich leicht an der mitauftretenden Polit-Prominenz ablesen lässt. Neben der stellvertretenden CDU-Bundesvorsitzenden, nahmen auch der CDU-Bundestagsabgeordnete Armin Schuster, der CDU- Landtags-Kandidat Christof Nitz und seine Stellvertreterin Anja Herzog an der Hofbesichtigung mit anschließender Diskussionsrunde teil. Den Badischen Landwirtschaftlichen Hauptverband (BLHV) vertrat Jonas Kaufmann.

Im einst ländlich geprägten Hägelberg gibt es nur noch zwei landwirtschaftliche Vollerwerbsbetriebe. Diese setzen auf unterschiedliche Betriebskonzepte, um in einem zunehmend erschwerten ökonomischen Rahmen erfolgreich wirtschaften zu können. Während der Führung über seinen Hof erklärte Hanspeter Glaser anschaulich, wie er mit mehreren Absatzsparten sein wirtschaftliches Auskommen findet. Neben einer traditionellen Schweinezucht betreibt er eine Biogasanlage zur Strom- und Wärmevermarktung. Darüber hinaus bietet er Heu, Stroh und Mais für andere Landwirte, vornehmlich aus der Schweiz an. Zum weiteren Leistungsangebot gehören auch die landwirtschaftliche Lohnarbeit und eine Maschinenvermietung. Mit großen Sorgen blickt der Landwirt jedoch in die Zukunft, weil in den nächsten Jahren immer mehr Biogasanlagen aus der festen Förderung nach dem damals viel gepriesenen Erneuerbare-Energien-Gesetz herausfallen werden. Die neuen komplizierten Betriebs- und Vermarktungsrichtlinien sehen u. a. vor, dass der erzeugte Ökostrom zukünftig über direkte Ausschreibungsverfahren von den Energieversorgern abgenommen werden soll. Zusätzlich bürdet die vorgesehene Beschränkung der zur Stromerzeugung eingesetzten Biomasse den Anlagenbetreibern eine weitere Rentabilitätseinschränkung ihrer Betriebe auf. Es scheint paradox: Ausgerechnet in einer Zeit, in Deutschland Mühe hat, die vereinbarten europäischen Klimaschutzziele zu erreichen, wird den Bio-Stromerzeugern die Produktion wirtschaftlich erschwert. Glaser bemängelt auch, wie selbst die Flächenbewirtschaftung immer mehr behördlich kontrolliert wird und wie der damit einhergehende Finanzinvestitions- und Kontroll-Dokumentationsaufwand einen Landwirtschaftsbetrieb finanziell unter Druck setzen kann, wie er am Beispiel der neuen Güllenverordnung ausführt. Zukunftssorgen machen ihm auch die sich immer schneller ändernden Betriebsvorschriften, die mitunter sogar keinen Bestandschutz zuließen. Bisher gelte als ausgemacht, dass sein Sohn den Betrieb in naher Zukunft weiterführe. Aber die Zweifel daran würden immer größer.

Nach der Betriebsbesichtigung wurde in der Hägelberger Waldschänke diskutiert. Von dieser Anhöhe hat man eine exzellente Aussicht über das vordere Wiesental und über den Dinkelberg bis in den Schweizer Kanton Basel. Bürgermeister Braun, Armin Schuster und Christof Nitz stellten vor dieser Naturkulisse anschaulich die engen wirtschaftlichen Verflechtungen in der grenzüberschreitenden Agglomeration Basel dar. Dieser international attraktive Wirtschaftsraum verzeichne ein stetiges Bevölkerungswachstum, welches einen wirtschaftlichen Wohlstand in der Bevölkerung generiere und als Folge davon die ganze Region ein starkes Bevölkerungswachstum verzeichne. Gleichzeitig sei es aber auch die Ursache für den gesteigerten Flächenverbrauchs durch Industrie, Infrastruktur und Wohnungsbau. Zudem sei der Landkreis Lörrach auch ein attraktives Tourismusgebiet, dessen Anziehungskraft die Naturlandschaft des Südschwarzwaldes ausmache. Durch diese Entwicklungen gerate die landwirtschaftliche Flächennutzung immer stärker unter Druck. Der notwendige Neubau des Kreisklinikums zwischen Hauingen und Steinen zeige diese Entwicklung deutlich.

Durch eine konsequente Ausrichtung auf spezielle Marktnischen könne man als mittelständischer Landwirt wohl noch überleben referierten Norbert Götz und Jonas Kaufmann. Der eine betreibt eine Sonderkulturwirtschaft und beschickt als lokaler Direktvermarkter auch den Steinener Bauernmarkt mit regionalen Agrarprodukten. Gleichzeitig merkt er aber an, dass er für seinen Betrieb keinen Nachfolger habe und in Zukunft somit wieder ein Landwirtschaftsbetrieb von der Bildfläche verschwinden werde. Auch Jonas Kaufmann setzt auf die Vielseitigkeit seines Angebotes. Zusätzlich zum Hofladenverkauf liefert er seine Produkte in der nahen Umgebung als Bestellservice bis vor die Haustür. Er hat sich auch eine neue Marktnische erschlossen: einen Teil der erzeugten Milch wird zu Bauernhofeis verarbeitet.

Die Juristin Sylvia Breher kennt sich aus. Sie ist auf einem kleinen Vollerwerbs-Bauernhof aufgewachsen, arbeitete als selbständige Rechtsanwältin und vertrat als Geschäftsführerin des Kreislandvolkverbandes Vechta die Interessen der örtlichen Landwirte. Als Abgeordnete tut sie das auch im Bundestag. Auch in ihrem neuen Amt will sie sich für den ländlichen Raum und die Landwirtschaft einsetzen und sich immer aktiv einmischen, denn dies sei „ein Teil ihrer DNA“. Die Landwirte würden sich im Stich gelassen fühlen und es fehle ihnen an gesellschaftlicher Anerkennung.

Sie hat auch einen Rat für die hiesigen Landwirte parat. „Engagieren Sie sich in so vielen politischen Gremien wie möglich! Nur dann können Sie Ihren Berufstand verteidigen und dafür Sorge tragen, dass nicht Andere mit ihren oftmals idealisierten Vorstellungen des Bauernlebens das Leben immer schwerer machen“.

Das Publikum vernahm diese Worte gerne und bedankte sich nebst kleinen Gastgeschenken mit einem großen Vertrauensvorschuss bei der Vize-Parteivorsitzenden. Man war sich jedoch einig, dass die Partei mit langfristig tragfähigen politischen Vorschlägen aufwarten müsse, damit gerade die kleineren und mittelständischen Landwirtschaftsbetriebe in Zukunft wirtschaftlich überleben können. Denn gerade sie würden mit dazu beitragen, dass der Landkreis Lörrach ein attraktiver Wohn- und Arbeitsort bleibe.